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Online-Kurzgeschichten
Lesezeit: etwa 4 Minuten
von
Laura D.

Die Elster im Schmuckkästchen

Jeden Abend verkroch Emil die Elster sich in seinem gemütlichen Zuhause. Emil war anders als seine Artgenossen, er war einzigartig! Er ist der Kleinste unter ihnen. Er ist etwa 30 cm groß, also um die 20 cm kleiner als seine Artgenossen. Er hat schwarz-weißes Gefieder und im Gegensatz zu den anderen Elstern kurze Schwanzfedern.
Emil war oft alleine, aber er hatte ein besonderes Zuhause, nicht so wie die anderen. Sein Zuhause war das Schmuckkästchen der alten Dame Frau Knister.
Frau Knister wusste allerdings nichts davon, denn Emil schlich sich jeden Abend, nachdem Frau Knister ihren Schmuck ordentlich in die Schmuckkiste ablegte, unauffällig in das Kästchen hinein.

Die Schmuckkiste von Frau Knister ist prall gefüllt. Sie ist nämlich eine sehr feine alte Dame die viel wert auf ihr Äußeres legt. Sie trägt jeden Tag andere Ohrringe, eine schicke Kette, mal eine lange, mal eine kurze. Ein schickes Armband, mal mit Anhänger, mal ohne,. Eine schicke Uhr, mal ein großes Zifferblatt, mal ein kleines. Einen Ring, mal mit großen Diamanten, mal mit kleinen. Frau Knister liebte einfach ihren Schmuck, und dementsprechend schön ist auch ihr Schmuckkästchen - also ein perfektes Zuhause für einen kleinen Vogel der das Funkeln liebt und einzigartig ist.

Eines Abends, Emil schlief schon eine Weile in der Schmuckkiste, wurde er von einen gewaltigen Ruck aus dem Schlaf gerissen. Emil riss schlagartig die Augen auf und sah die Frau Knister die ihre Schmuckkiste geöffnete.

Emil machte sich ganz klein, er hatte angst das Frau Knister ihn fort jagt, schließlich muss es für sie ja ein ziemlicher Schreck sein plötzlich eine Elster in ihrer Schmuckkiste zu sehen. „Ach Hallo, wer bist denn du?“ fragte Frau Knister freundlich. Emil richtete sich wieder auf und antwortete „Ich bin Emil die einzigartige Elster“. Er hatte zuvor noch nie mit einen Menschen gesprochen. Frau Knister stellte die Schmuckkiste auf den Tisch und setzte sich auf den davor stehenden Stuhl „so, so, Emil, und was machst du bei mir im Schmuckkästchen?“ fragte sie. „Ich finde deinen Schmuck so schön, es funkelt alles so toll, ich fühle mich hier so wohl“ antwortete Emil. Frau Knister grinste und freute sich darüber wie toll Emil ihren Schmuck findet, denn das hat noch nie jemand zu ihr gesagt. Frau Knister ist meistens alleine wie auch Emil.

„Danke Emil, du bist also öfter hier?“ fragte Frau Knister. Einen Moment lang war Emil sich nicht sicher ob er die Wahrheit sagen soll, doch dann dachte er, das so eine liebe Dame bestimmt nicht sauer auf ihn sein wird „Ja, jeden Abend, es ist mein Zuhause geworden“.
Sie unterhielten sich weiter bis in den späten Abend, sie freundeten sich an und Frau Knister fand es natürlich vollkommen okay das Emil in ihrer Schmuckkiste wohnt.

Es entstand eine feste Freundschaft zwischen den beiden. Jeden Abend setzten sich beide zusammen an den Küchentisch, Emil in der Schmuckkiste, Frau Knister auf den Stuhl und sie erzählten und lachten. Emil war einfach einzigartig, welche Elster kann schon von sich behaupten einen Menschen als beste Freundin zu haben.
So vergingen viele, viele Jahre, und beide waren bis zu ihrem Lebensende nicht mehr alleine.