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Online-Kurzgeschichten
Lesezeit: etwa 3 Minuten
von
Carolin S.

Hitzefrost

Köln, eng, heiß, 35 Grad Celsius und ich friere. Das glaubt mir kein Schwein.
Heute Mittag saß ich noch an meinem Schreibtisch in meiner Einzimmerwohnung in der Kölner Altstadt und frönte dem leichten Wind, der vom geöffneten Küchenfenster in mein Schlafzimmer weht und durch eben jenes Fenster eine angenehme Brise verursachte, die trotzdem nicht ausreichte.
Ich friere schnell, das ist wohl wahr . Aber dieser Sommer macht mir wirklich zu schaffen. Also beende ich meine Textarbeit und mache heute früher Feierabend. Schwimmbad. Abtauchen. Abkühlen und Lufttrocknen.
Beschlossen, getan. Nach einer kurzen Radfahrt ins Agrippabad sichre ich mir einen Platz in der Sonne und springe sofort ins kühle Sportbecken, denn das kleine Bad im Außenbereich ist dank der vielen Badegäste Badewannen-warm.
Zehn Minuten und ich steige mit aufgestellten, wenn auch durchnässten Haaren an Armen und Beinen aus dem Wasser. Meine Zähne klappern Spielfilmreif und meine Lippen müssten royal blau gefärbt sein, wenn ich das richtig spüre. Wo ist mein Handtuch? Mein Bademantel? Die Strickjacke? Meine Moonboots?
Ich fröstele zum Badetuch, ziehe jede Kleidung an, die ich mitgenommen habe und warte darauf, dass die Sonnenstrahlen mich wärmen. Schön bescheuert sehe ich aus. Doch Eitelkeit lässt sich vom Körperempfinden unterbuttern.
Wo kommt denn jetzt die Wolke her?
Das war so nicht geplant.
Neben mir glänzen zwei Bikini-Beaus vor Sonnencreme und Schweiß. Dass ich mir davon gerade ein bisschen wünsche, hätte ich heute morgen nicht für möglich gehalten.
Also was tun? Schlottern und morgige Arbeitsunfähigkeit riskieren?
Sehr lächerlich fühle ich mich, als ich sieben Minuten später auschecke und an der Kasse nach den Preisen für eine Saunakarte frage, während zwei geschätzt zwölfjährige Jungs neben mir mit verschwitzen Haaren und korallenroten Wagen eine Tageskarte an der Nachbarkasse kaufen.
"Das hätten Sie sich vorher überlegen müssen", erklärt mir die Kassiererin mit leicht hochgezogenen Augenbrauen, "In Kombination mit dem Hallentarif ist es nämlich günstiger."
25 Euro für einmal aufwärmen?
Danke, aber nein, danke. Da schnalle ich lieber wieder meine Schwimmtasche auf den Gepäckträger meines Fahrrads und fahre mit Gänsehaut und Fröstel-Atmung nach Hause in meine lauschig warme Einzimmerbude, kuschele mich ins Bett und lasse die Eisschicht von meiner Haut schmelzen.
Hätte ich heute morgen nicht für möglich gehalten.