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Online-Kurzgeschichten
Lesezeit: etwa 3 Minuten
von
Laura D.

Unerwartet

Der Blick des Arztes war ernst. "Ich werde ihn sofort in das Spital überweisen! Dort haben sie die richtigen Geräte um die nötigen weiteren Untersuchungen durchzuführen." Das Gesicht des sonst so netten Kinderarztes machte mir Angst. Eigentlich war ich ja nur hierhergekommen, um die anstehende Routineuntersuchung meines einjährigen Sohnes vornehmen zu lassen.

Dabei habe ich dem Arzt unter anderem erzählt, dass mein Sohn die letzten paar Wochen ungewöhnlich ruhig war und eher viel schlief, was ich sonst bei ihm so nicht kannte. Außerdem glaubte ich beobachtet zu haben, dass er außergewöhnlich blass war. Ich machte mir darüber nicht so viele Sorgen, es war ja auch Winter, da sind viele Menschen blasser und etwas müder. Der Arzt hat sich mein Kind angeschaut und auf ein paar kleine, eher unauffällige rote Punkte gezeigt. Dazu hat er mir mehrere unerwartete Fragen gestellt, deren Sinn ich im Moment nicht wirklich verstanden habe. Dann hat er ihm Blut abgenommen.

Ich ging mit meinem Sohn und einem Spitaltermin gleich für den nächsten Tag, verwirrt nach Hause. Die Unterlagen, welche mir der Arzt mitgegeben hatte, blieben diese Nacht unausgepackt und unangeschaut in meiner Tasche. Hatte der Arzt wirklich das Wort Krebs erwähnt? Konnte es sein, dass mein kleiner Liebling an einer akuten Leukämie litt? Bis eben noch hatte ich geglaubt, solche Krankheiten wären nur für alte Menschen, nicht für kleine Kinder! Woher sollte er denn so etwas gekriegt haben? Und warum? Das machte alles überhaupt keinen Sinn. Mein kleiner Sonnenschein konnte nicht in Lebensgefahr schweben! Er war alles was mir noch blieb in meinem Leben. Er war mein Leben!

Am nächsten Tag ging er nicht in die Kinderkrippe und ich nicht zur Arbeit, wie das sonst Mittwochs immer unsere Gewohnheit ist. Wir gingen zu dem Untersuch in den Spital. Auf dem Weg dorthin sah ich die Straße nur wie durch einen Schleier. Was würden sie im Spital alles mit meinem kleinen Sohn anstellen wollen? Warum fuhr ich überhaupt dahin? Er konnte doch nicht so krank sein.

Wie im Traum parkierte ich schließlich auf einem freien Feld, nahm den Kinderwagen aus dem Kofferraum und holte mein Kind aus dem Auto. Zusammen liefen wir Richtung Spitalgebäude...